Holsener Trafoturm neuer Bestimmung übergeben
Renaturierung:
Im ehemaligen Turm residieren ab sofort Vögel und Insekten. Die
Umstrukturierung wird mit einem Erlebnistag gefeiert
Salzkotten-Schwelle. Aus Alt mach Neu.
Das beliebte Recyclingmotto haben sich auch die Bürger des Salzkottener
Ortsteils Holsen auf die Fahnen geschrieben. Sie übergaben ihren
altehrwürdigen Trafoturm einer neuen Bestimmung. Geschehen am Sonntag
unter großer Öffentlichkeitsbeteiligung.
Viele
Interessierte einschließlich des Salzkottener Bürgermeisters Ulrich
Berger waren in den Mittags- und Nachmittagsstunden zur Holsener Straße
gekommen, wo man per Feierstunde auf das ungewöhnliche Unterfangen
aufmerksam machte. Bei strahlendem Sonnenschein überzeugten sich
Einheimische und Auswärtige von einem Konzept, dass so zeitgemäß wie
naturnah ist. Was daran liegt, dass im Trafoturm inzwischen kein Strom
mehr erzeugt wird. Stattdessen bietet man alternativen Ideen und
Bewohnern ein Zuhause.
Diese Bewohner sind tierischer Natur und gehören in die Gattung der Fledermäuse, Eulen, Falken, Sperlinge, Hummeln und Insekten.
Kleines Museum informiert über ehemalige Trafostation
Der animalische Besuch residiert im oberen Turmteil, während im unteren
Part der Behausung ein kleines Museum Einzug gehalten hat. Hier kann
sich der Besucher über die Funktionsweise der ehemaligen Trafostation
informieren.
Erbaut wurde der Turm vor exakt 95
Jahren von Holsener Bürgern. Ab dem Jahr 1936 fiel er in die
Zuständigkeit der Elektrizitätswerke Westfalen, die in dem schlanken
Gebäude bis zum Jahr 2013 Strom für die Bürger von Holsen, Schwelle und
Winkhausen erzeugten. Da die moderne Elektrizität inzwischen deutlich
weniger Platz braucht und bisweilen unterirdisch lagert, ersetzten die
Verantwortlichen den alten Turm durch eine neue Station.
Ein
Abriss der obsolet gewordenen Immobilie kam für die ortsansässigen
Bürger nicht infrage, weshalb man sich mit Möglichkeiten der
Weiterverwendung beschäftigte. Mit Unterstützung der Vereine Pro
Artenvielfalt Bielefeld und Westnetz beziehungsweise Innogy,
entschlossen sich die Befürworter des Turmverbleibs für eine touristisch
nachhaltige Lösung.
„Der Trafoturm soll in das
Holsener Naturkonzept eingebunden werden“, sagt Marlies Sandbothe, die
mit ihrem Gatten Johannes Sandbothe direkt gegenüber der schlanken
Erhebung wohnt. Johannes Sandbothe ist gar im Schatten des Turms geboren
und aufgewachsen. Für ihn gehört „das Ding wie die Kirche zum Dorf“.
Bei der Umfunktionierung geholfen
Womit Sandbothe nicht allein steht. Rund 80 Personen, darunter die
Landfrauen, der örtliche Kindergarten, Nachbarn und Vereine, haben bei
der Umfunktionierung geholfen.
Mit dem Ergebnis
ist das Ehepaar Sandbothe „sehr zufrieden“. Auch mit den neuen
Nachbarn, wobei die Vögel laut Marlies Sandbothe „mietfrei eingezogen
sind“. Was ebenso für die Insekten gilt, die eine probate Heimstatt
gefunden haben und dies wiederholt lautstark zum Ausdruck bringen: „Es
brummt und schwirrt im Insektenhotel“.
Quelle: Neue Westfälische 03.05.2017