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Philipp Neri
Philipp Neri (1515-1595), italienischer
Priester und Mystiker, „zweiter Apostel Roms“
Der
Narr Gottes
Der hl. Filippo Neri, auch Apostel
Roms genannt, gründete die Kongregation der
Oratorianer.
Er wurde als Filippo Romolo dé
Neri am 21. Juli 1515 in Florenz
geboren.
Der Vater Francesco Neri war Notar und
stammte aus dem niederen Adel.
Die Mutter Lucrezia da
Mosciano, Tochter eines Zimmermanns, starb jedoch
wahrscheinlich
schon 1520 bei der Geburt ihres vierten Kindes Antonio.
Filippo, der Sonnenschein der Familie,
wurde daher von der Stiefmutter
erzogen. Francesco heiratete dann bald wieder.
Filippo begann schon als Kind, am Leben der Dominikaner teilzunehmen.
Er geht in die Dominikanerschule seiner Vaterstadt, wo ihn deren
Heiliger, der auf dem Scheiterhaufen verbrannte wilde Savonarola,
stark faszinierte.
Nicht
lange nach 1530 verläß er dann Florenz für immer. Sein Vater schickt
ihn (oder lief er ihm davon?)
zu einem Onkel in eine Art kaufmännische
Lehre in die Nähe von Montecassino,
damals noch San
Germano, wo er während dreier Jahre mehr Zeit im dortigen Mutterkloster
des Benediktinerordens verbrachte als im Laden des Onkels ... und wird
hier prompt vom klassischen Ideal
des Einsiedlerlebens angesteckt. Er
erlebt eine Art „Bekehrung“, die er als „Gabe der Inbrunst“ schildert.
Arm und mittellos geht er nach Rom, besucht dort zunächst von 1534-37
philosophische und theologische Vorlesungen an der Sapienza
und bei den Augustinern, um sich dann der Pflege
Armer und Kranker, der Sorge für verwahrloste Kinder und Jugendliche zu
widmen. Das Rom der späten Renaissance war nicht
gerade ein Ort der stillen Frömmigkeit: Maskenball im Vatikan, ein
17jähriger „Lustknabe“ wird zum Kardinal geweiht und eine uneheliche
Kaisertochter heiratet einen Papstenkel. In diese Stadt kommt der junge
Filippo Neri und lebt hier wie ein Stadtstreicher, wie einer der vielen
Gassenlümmel.
Noch
während des Studiums „erwischt es ihn“. Nachdem er den Gründer des
Jesuitenordens,
den Ignatius von Loyola
kennen gelernt hat, verkauft alle seine Bücher (außer der Bibel),
gibt
den Erlös den Armen, besucht die Katakomben sowie die sieben
Stationskirchen Roms,
stößt auf öffentlichen Plätzen als Laie religiöse
Gespräche mit Kaufleuten und Handwerkern an, hält Straßenpredigten für
Kinder und widmet sich ausschließlich dem Straßenapostolat. Er tat dies
nicht
als Buß- und Strafprediger, sondern - gemäß seinem sonnigen
Naturell - wie ein „römischer Sokrates“
in Form des heiteren, witzigen,
schlagfertigen Gesprächs, das er mit Straßenjungen,
einfachen Leuten
aber auch mit Kaufleuten und Künstlern suchte.
1548 gründete Filippo gemeinsam mit seinem Beichtvater Persiano
Rosa (+1558) die Bruderschaft der Heiligsten
Dreieinigkeit, eine Gesellschaft von Laien zur Betreuung von
bedürftigen Rompilgern,
Kranken und Armen. Die Organisation bewährte
sich im Jahr Hl. Jahr 1550 als Laiengemeinschaft
in der gelebten
Einheit von tridentinischer Kirchenreform als Stadtpastoral und
persönlicher Umkehr
und Heiligung.
Filippo ist anders, er ist fromm, sehr fromm, und er betet. Manchmal
schläft er nachts in Kirchen, um Gott betend nahe zu sein. Das ist
nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der manche Gläubige die
Kirchen
nur noch durch die Seiteneingänge betreten, um nicht verspottet
zu werden. Priester rufen oft nur noch Gelächter am Altar hervor, weil
sie nicht mehr wissen wie man die Messe liest oder weil sie absichtlich
Unfug mit dem Messritus treiben. Filippo Neri ist fromm. Frömmigkeit
bedeutet nicht, nur mit gefalteten
Händen und mildem Blick schräg nach
oben zu schauen. Bei Filippo Neri war Frömmigkeit eine tiefe
Leidenschaft. Wenn er in Ekstase geriet, gab es keine Beherrschung
mehr: Er stößt einen Schrei aus
oder tanzt und springt durch die
Kirche. Beim Anblick eines Kreuzes kann es passieren, daß er in Tränen
ausbricht und die Arme zum Himmel reckt. Dann kann man ihn anschreien
oder schlagen, er zeigt keine Reaktion. Wenn diese Ekstasen abgeklungen
sind, hat er nur eine einfache Erklärung dafür.
Ich bin
wund vor Liebe zu Gott. Weil ihn diese Zustände körperich
stark belasten, versucht er sich
abzulenken, z B durch die Lektüre
unseriöser Romane. Aber es gelingt ihm nicht. Immer wieder packt
ihn
der Rausch religiöser Ekstase. Meist erntet Filippo Neri nur Gelächter
und Hohn für seine
Frömmigkeitsausbrüche. Aber es gelingt ihm immer
wieder, höhnische Lacher auf seine Seite zu ziehen,
sie für die
Faszination des Glaubens aufzuschließen. Dabei hilft ihm vor allem sein
Humor.
Unzählige Witze soll Filippo Neri erzählt haben. Manche hat er
auch selbst gespielt: Als Kardinal
kostümiert ließ er sich von
Straßenjungs die Schleppe tragen. Einmal bestellte er den Friseur in
die
Kirche und ließ sich mitten im Gottesdienst mit vielen Faxen neu
frisieren. Filippo Neri, der Narr Gottes,
wurde bald so etwas wie der
„Stadtheilige“ von Rom. Aus Angst, bei der Feiern der hl. Messe in
Ekstasen zu geraten, sträbte er sich lange gegen seine Priesterweihe.
Schon zwölf Jahre hatte er gearbeitet wie der eifrigste Priester, ohne
doch Priester zu sein.
Jetzt erst, mit 36 Jahren gibt er dem Drängen
seines Beichtvaters nach und wird am 23. Mai 1550
in der Kirche San
Tommaso in Parione zum Priester geweiht. Sein Vater war nicht
dabei. Filippo
war früh Waise. Der Vater hätte aber, wenn er noch
gelebt hätte (er wäre dann mindestens 65 Jahre
alt gewesen), wohl kaum
die beschwerliche weite Reise unternommen, wo ihn doch sein Sohn nie
daheim besucht hat. Überhaupt wurden damals - gerade in Rom - Weihen
nicht sehr aufwendig gefeiert.
Das Oratorium des Heiligen Philipp Neri
Bald darauf schließt sich Filippo der Kirchengemeinde von San
Girolamo in Rom an. In einer Dachkammer sammelt er Anhänger
um sich, die mit ihm das Evangelium oder ein Buch der kirchlichen
Reform lasen und darüber sprachen. Die Predigt über den Text hält dann
kein Priester, sondem einer der Anwesenden,
manchmal sogar ein Kind.
Seine Versammlungen und Gottesdienste mit Lobliedern und Gebeten in der
Volkssprache werden so beliebt, daß über dem Kirchenschiff ein
zusätzlicher Raum eingerichtet werden muß, um die wachsende
Zuhörerschaft unterzubringen. So bildet sich auf einem größeren
Dachboden eine lockere Wohngemeinschaft, innerlich zusammengehalten vom
gemeinsamen Glaubensgespräch, Beten und Bibelbetrachten. Es gibt keine
Regeln, noch nicht einmal feste, gemeinsame Mahlzeiten, man lebt
einfach zusammen in zwangloser Frömmigkeit. Diese Zusammenkünfte fanden
Ergänzung durch abendliches Gebet, daher der Name Oratorium,
Krankendienst und spontane Unternehmungen. Das Oratorium wurde später
zum Mittelpunkt der Tätigkeit Neris, die auch geistliche Lieder
umfaßte, wovon sich der Begriff Oratorium als musikalische Gattung
ableitet
Zwischen 1564 und 1575 war Filippo außerdem Pfarrer der Kirche von San
Giovanni, wo er ein weiteres Oratorium einrichtete. Die
Gruppe um Philipp wurde 1575 bei der Kirche S. Maria in
Vallicella als Gemeinschaft des Oratoriums nach den Regeln
des Kirchenrechts errichtet. Noch zu Philipps Lebzeiten entstanden
weitere Gemeinschaften dieser Art. Hieraus erwuchs die Kongregation der
Oratorianer,
die 1612 von Papst Paul V.
bestätigt wurde.
Nach dem ausdrücklichen Willen des heiligen Philipp sollte das
Oratorium sich von den Ordensgemeinschaften deutlich unterscheiden.
Seine Glieder sollen weder durch Gelübde noch durch Versprechen,
sondern allein durch das Band der Liebe und
den vertrauten Umgang mit dem Wort Gottes
verbunden sein. Nach der Art ihres geistigen Vaters sollen sie als
Weltpriester den Menschen zur Verfügung stehen, wie es der jeweilige
Ort und die jeweilige Zeit erfordert. Dabei sind – auch das war
Philipps ausdrücklicher Wille – die einzelnen Oratorien selbständig.
Sie unterstehen weder einem Provinzial noch einem Generaloberen. Sie
halten freundschaftlichen Kontakt und bilden eine Konföderation, die
alle sechs Jahre auf einem Kongreß die gemeinsamen Angelegenheiten
berät und entscheidet.
Darin besteht der Geist des
Oratoriums: jeden seinen eigentlichen Platz finden zu lassen,
keinen Zwang auszuüben, zuzulassen, dass jeder in den erlaubten Grenzen
die Eigenart seines Denkens und seines Charakters ausdrücken kann, und
Freude finden an der Vielfalt wie an der Einheit, die Originalität
der
Brüder zu achten, und zwar grenzenlos.
Auch heute noch gibt es Oratorianer. Nach
Deutschland kam das Oratorium 1692 durch die Gründung von Johann
Georg Seidenbusch in Aufhausen bei Regensburg.
Bald folgte ein zweites in Wien und ein drittes in München,
dem ein Hospital angegliedert war. In der Zeit der Säkularisation
gingen diese Oratorien wieder verloren. 1930 wurde nach über
100jähriger Unterbrechung ein neues Oratorium in Leipzig
gegründet, das sich einem der bedeutenden Zentren der Liturgischen
Bewegung entwickelte. 1960 entstand das Heidelberger
Oratorium, das 1968 von Rom an der Pfarrei St. Bonifatius formell
errichtet wurde. Weitere Oratorien im deutschen Sprachgebiet bestehen
in Celle Dresden Frankfurt am Main,
Groß-Ilsede Leipzig München, Wien, Maria-Lanzendorf (bei Wien) und
Zürich. Zum Oratorium in Aachen bestehen
lockere Kontakte unserer Gemeinde durch die Feier zum 400. Todestag
unseres Pfarrpatrons, das Kaplan Michael Schmidt mit uns feierte. Das
Aachener Oratorium hat durch die Errichtung eines Sterbeheims die
moderne
Hospizbewegung in Deutschland initiiert.
Felix von Cantalice; Freund Philipp Neris
In einem Punkt irrte sich Filippo Neri jedoch sehr: Nachdem er,
immerhin schon siebzig Jahre alt, mit seinem Freund, dem später
heiliggeprochenen Felix von Cantalice
einen dicken Schlauch voll Wein geleert hat und durch die Kirchen von
Rom torkelte und unanständige Lieder gesungen hatte, meinte er Felix,
das war deine beste ldee. Jetzt kommt bestimmt niemand mehr auf die
Idee uns beide als Heilige zu verehren. Es kam anders. Am
26.5.1595 starb Filippo Neri, am 12. Mai 1622 wurde er von Papst Gregor
XV. heilig gesprochen. Sein Festtag ist der 26. Mai.
Felix, geboren am 18. Mai 1515 in Cantalice
(Abruzzen/Umbrien), fand zu den Kapuzinern gerade
zu der Zeit, als der Ordensgeneral den frisch (aus dem
Franziskanerorden) entstandenen Orden verließ, zu den Protestanten
konvertierte und nach Genf geflohen war. Der junge Orden, gerade erst
zu einem Hoffnungsträger kirchlicher Erneuerung geworden, war bis in
die Grundfesten erschüttert und drohte daran zu zerbrechen.
Felix war ein einfacher Mensch. Er wollte nur anderen Menschen dienen,
fühlte sich noch weniger als ein „Kapuziner-Bruder“, wollte vielmehr
ein Lastesel sein und auch lieber unter dem Sattel sterben,
als die im hohen Alter die angebotenen Erleichterungen anzunehmen. Er
war über 40 Jahre lang „Berufs-Bettler“ in Rom.
Wegen des dadurch bedingten häufigen Dankens trug er den Beinamen Bruder
Deogratias.
Nachts schlief er nur zwei, drei Stunden; der Rest gehörte dem Gebet.
Stundenlang konnte er nachts in der Kapelle vor dem Altar beten. Hier -
in der innigen Verbindung zu dem leidenden Jesus - lag seine
Kraftquelle. In schwerer und schmerzhafter Erkrankung (Koliken)
weigerte er sich, Gott um Linderung zu bitten:
Wenn Gott
mir Schmerzen schickt, warum sollte ich nicht aus Liebe zu ihm leiden?.
Er war mystisch begabt und konnte unter anderem in die Zukunft schauen.
Als er 1587, an seinem Geburtstag, starb, trauerte das Volk,
begleiteten seinen Sarg Papst und Kardinäle. In Freundschaft war er
außer mit Philipp Neri auch mit dem hl. Karl Borromäus
verbunden.
Quellen: • Encarta 98 • Lexikon für
Thelogie und Kirche 3, Bd. 7 • Pastor, Geschichte der Päpste Bd. IX •
Ponnelle-Bordet: St. Philipp Neri (1928)
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